~~~ Kenwood Receiver KR-3130 ~~~

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This page is a reminiscence of the good old days of the WWW, when
     you could still read web pages with telnet on port 80.
	
		

Here you will find how I fixed a Kenwood receiver KR-3130 from the early seventies. If you don't understand the German language you are invited to read the google translation here.

Es ist immer dasselbe Elend:
Jemand hat ein altes Radio, was er wegschmeissen will, da kaputt. Und dann kommt die Frage: Willst Du das zum Ausschlachten haben? Klar will ich das. Und damit beginnt dann das Uebel.
Wenn es erst einmal bei mir zu Hause ist und auf dem Seziertisch in meiner pathologischen Abteilung liegt, interessiert es natuerlich, woran der Patient letztlich verendet ist.
Tja, und wenn der Tod mit einer kleinen Organtransplantation wieder rueckgaengig gemacht werden kann, habe ich verloren. Denn dann mache ich das natuerlich auch und habe danach ein schoenes Teil, was wunderbar funktioniert, aber niemand braucht oder wenigstens haben moechte. Also bleibt es bei mir...
Obwohl ich nicht mehr weiss, wohin damit - meine Bude ist rammelvoll! Stellt sich dann also die abschliessende Frage: Was mache ich damit???

Ja, und genau das ist nun wieder passiert. Ich habe jetzt ein tolles (kein Mist, das ist wirklich toll!) Radio aus den fruehen 70'ern von Kenwood, was ich aber eben nicht brauche. Und der urspruengliche Besitzer will es auch nicht mehr zurueck haben. Also wieder was fuer meine "Sammlung".

Bekommen habe ich den Receiver (ein KR-3130), weil er sich mit Blitz, Knall und Rauch beim Einschalten in die (vermeintlich ewigen) Jagdgruende verabschiedet hatte.
Dazu muss man wissen, dass er einige Jahre im Keller gestanden hat und nur deshalb zum Einsatz kommen sollte, weil das derzeitige Radio nicht mehr ging. Also aus dem Keller in die Wohnung, angeschaltet und dann peng-bumm-krach!
Ich hatte die Befuerchtung, dass sich wohl der Netztrafo verabschiedet haben koennte - das waere dann praktisch ein Totalschaden.
Also auf den Tisch und aufschrauben.
Aber vorher mal schnell die Sicherung ansehen: Die war nicht einfach nur durchgebrannt, sondern der Sicherungsdraht war regelrecht verdampft und hatte sich als schoen silbrig glaenzender Belag innen am Glas niedergeschlagen. Das Chassis sah dagegen von oben recht ordentlich aus.
Das Elend hat man dann erst unter dem Chassis gesehen. Hier hatte es einen Kondensator komplett in seine Einzelteile zerlegt. Die kleine Explosion muss tatsaechlich eine ordentliche Stichflamme entwickelt haben, da die Draehte, die in der Naehe waren, regelrecht verbrannt gewesen sind. Und da es einen Metall-Papier-Kondensator getroffen hatte, war alles voller kleiner Alu- und Papierfetzen. Nachdem ich anfaenglich versucht hatte, die einzelnen Fetzen aus dem Chassis zu pulen, habe ich dann irgendwann aufgegeben und alles erstmal mit einem Staubsauger ausgesaugt. Danach konnte es an die Reparatur gehen.

Der Schaltplan vom Kenwood KR-3130 hat gezeigt, dass der explodierte Kondensator (C301 im Schaltplan) direkt parallel zur Netzspannung liegt, also somit ein X-Kondensator ist. Man hatte dort einen Kondensator mit einer Spannungsfestigkeit von 630 Volt eingesetzt, was prinzipiell natuerlich passen wuerde, da ja die Spitzenspannung bei 230 V Sinus nicht 400V uebersteigen sollte. Das ging ja auch ueber 40 Jahre lang gut.
Zwei Dinge hatte man damals aber bei der Dimensionierung nicht bedacht: Erstens kann es unter ganz extrem seltenen Umstaenden vorkommen, dass Spannungsspitzen bis ueber 1kV im Netz auftreten koennen, und dann vorallem, dass das Radio einige Jahre in einem Keller gelagert werden koennte, wo vielleicht eine etwas erhoehte Luftfeuchtigkeit herrscht.
Letzteres ist (mit ziemlicher Sicherheit) dem Kondensator, und damit dem Radio, zum Verhaengnis geworden.
Durch das Alter des Kondensators scheint er etwas undicht geworden zu sein und hat Feuchtigkeit gezogen. Und beim Einschalten konnte dann natuerlich ein ordentlicher Querstrom fliessen, was den Kondensator schlagartig erhitzt und mit einem Knall auseinanderplatzen lassen hat - inklusive Feuerwerk.

Ich habe erst einmal 2 vollkommen verkohlte Draehte ersetzt. Die Anschlussdraehte, die aus dem Trafo kommen, konnte ich natuerlich nicht wechseln, sondern nur durch Iso-Schlauch wieder sicher machen.
Als neuer X-Kondensator ist jetzt ein Keramik-Polyesterkondensator mit 1000 Volt Nennspannung und 3000 Volt Impulsspannung verbaut. Der sollte es fuer die nachsten 40 Jahre tun.

Nachdem ich eine neue Sicherung eingesetzt hatte, lief wieder alles.
Aber der Stereo-Dekoder (der uebrigens vollstaendig diskret, also ohne Schaltkreis aufgebaut ist), hatte immer mal wieder Aussetzer. Der Grund war schnell gefunden: der VRa5, der den Pilottonpegel einstellt, hatte einfach nur ein kleines Kontaktproblem. Das sei ihm aber nach den vielen Jahren klaglosem Dienst verziehen.
Aber nun laeuft wieder alles wie am ersten Tag.

Es ist sehr erstaunlich, dass ein so altes Radio einen dermassen guten Empfang hat. Es ist sehr empfindlich (vorallem auf UKW reichen wirklich 20 cm Draht als Antene und man kann alle Sender rauschfrei in Stereo empfangen - und das, obwohl "nur" eine Empfindlichkeit von 2 uV angegeben ist). Der Klang ist - zumindest fuer meine Ohren - auch ueber jeden Zweifel erhaben.
Und letztlich sieht es auch irgendwie schick aus - zumindest, wenn man den Designstil der fruehen 70'er Jahre mag. Mir persoenlich gefaellt zum Beispiel, der grell leuchtende Zeiger vor der dunkel gehaltenen Skala, bei der nur die Beschriftung in einem blau-gruen leuchtet. Einzig diesen bloeden Plastikring um den Netzschalter haette man getrost weglassen koennen - das sieht (zumindest aus heutiger Sicht) irgendwie billig aus.

Noch ein paar Worte zum Schaltplan.
Ich hatte genau dieses Geraet 2009 bereits einmal bei mir. Damals waren es nur Kleinigkeiten: ausgefallene Skalenbeleuchtung, Kontaktprobleme beim Lautsprecherumschalter und sonstige unbedeutende Dinge.
Der Besitzer hatte mir seinerzeit den Schaltplan mitgegeben, der in der Bedienungsanleitung mit eingelegt gewesen war. Den brauchte ich zwar fuer die Reparatur nicht, aber als ich merkte, dass der im Internet noch nicht vorhanden war, habe ich ihn photographiert und dann ins Netz gestellt.
Als ich nun dieses Mal den Schaltplan brauchte, hat eine kurze Netzsuche gezeigt, dass dieser an praktisch allen bekannten Stellen zu finden ist. Da dachte ich mir noch, dass ja nun nach 15 Jahren viele Leute es genauso gemacht haben wie ich damals.
Weit gefehlt! Der Schaltplan, der damals von mir eingestellt wurde, ist einfach viele Male kopiert worden. Das kann man naemlich ganz leicht daran erkennen, dass ich damals den Plan in 2 Teilen photographiert hatte und dann spaeter per Software zusammengesetzt habe. Und die Zusammensetzung ist mir nicht so 100%ig gelungen. Wenn man sich das Bild genau ansieht, merkt man, dass die Linie unter dem "M" von SCHEMATIC in der Ueberschrift einen minimalen Versatz hat. Dieser zieht sich im ersten und im letzten Drittel durch den gesamten Schaltplan (z.B. unterhalb von Da6 und dann wieder links neben Qe20). Und genau dieser Fehler ist in allen Schaltplaenen (Ausnahme radiomuseum.org), die ich gefunden habe. Zwar wurde das Format gewandelt (PDF, PNG), aber die Quelle ist immer mein Plan, den ich damals bei eserviceinfo eingestellt hatte. Lustige Sache... :-)

Hier ein paar Daten zum Radio:

Ein wirklich schoenes und auch leistungsfaehiges Radio. Aber bleibt die eingangs gestellte Frage: Was mache ich damit?

Hier ein nun paar Bilder vom Kenwood KR-3130 (mit rechter Maustaste und "view Image" oder "Grafik in neuem Tab oeffnen" gibt es das Bild in Vollaufloesung):

Die Explosionsstelle unter dem Chassis. Man sieht die leere Kondensatorhuelse (grau) und und den abgesprengten Kontakt (die kleine Scheibe oberhalb). Und natuerlich die verbrannten Draehte der Verkabelung. Die aus dem Chassis rausgepulten Reste des Kondensator-Innenlebens. Noch einmal so viel habe ich dann mit dem Staubsauger entfernt. Der neue Kondensator, die gelben Iso-Schlaeuche der nicht wechselbaren Draehte und dann die neu gemachte Verdrahtng (natuerlich wieder in der originalen Farbe). Das Radio in voller Pracht.


                                      
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