vVv (o o) --------oOO--(_)--OOo-------- __ ____| |____ __ _______| |__| :| The Splendid ~beju Space. | |__| |_______ \ :| |::| :| ~~~~~~~~~~~~ | |::| | / \ :| |::| :| freeshell.de/~beju | |::| | / > :| |::| :|___________________________| |::| | < / :|__|::|___:/ \.___|::|__| \ /_____:/ \::/ \::/ \._____\ This page is a reminiscence of the good old days of the WWW, when you could still read web pages with telnet on port 80.
Here you will find a repair story of a old radio receiver with 7 valves from year 1959 made in Germany by VEB Sternradio Sonneberg (Sonra). It is the Super 8118/85 GWU 3D, a multi-band receiver (FM and AM). If you don't understand the German language you are invited to read the google translation here.
Vor vielen Jahren ist ein Roehrenradio in meinen Besitz uebergegangen. Das alte Wohnzimmerradio meiner Grosseltern, vor dem ich schon als Kind andaechtig sass und dann irgendwann mal meinem Grossvater in voller kindgerechter Ueberzeugung kundgetan habe: "Wenn Du mal stirbst, erbe ich das!". Und in der Tat, so war es. Ich habe es nun seit vielen Jahren.
Anfaenglich lief es problemlos, aber irgendwann nahm das Brummen zu. Und zwar zum Schluss so stark, dass ich langsam Angst um das gute Erbstueck bekam. Denn starkes Brummen bei Roehrenradios hat ja fast immer einen kaputten Gitterkondensator als Grund (der laesst dann Gleichstrom durch und uebersteuert damit natuerlich gnadenlos die entsprechende Roehre). Und das kann mal ganz schnell zu argen Problemen fuehren, die so richtig boese Folgeschaeden ausloesen koennen. Es ist eher seltener, dass (nur) die Netzteil-Elkos das Brummen verursachen.
Jedenfalls war das starke Brummen dann der Grund, weshalb ich es dann nicht mehr benutzt habe. Ueber viele Jahre war es also nur noch zur Zierde im Zimmer.
Nachdem das Radio die letzten Jahre ein eher trauriges Dasein hatte, sollte es nun endlich repariert werden. Die Abgleichanweisung und die Schaltplaene waren schnell besorgt.
Moment, Schaltplaene?
Ja, das war tatsaechlich nicht so einfach. Es existieren unter der selben Radiobezeichnung verschiedene Schaltplaene: mit Klangregister oder ohne, und dann gab es auch noch ab einer bestimmten Seriennummer Schaltplanaenderungen fuer das Seriengeraet. Und dann waren noch Schaltplaene im Umlauf, die offensichtlich einen Super 8118/58 zeigen, wo aber deutlich 8118/57 auf dem Schaltplan steht. Auch schoen war, das die Bauteilliste manchmal nicht zu dem Schaltplan passte. Da habe ich mich erst einmal durchfummeln muessen: welcher Schaltplan gehoert zu meinem Geraet und welche Bauteilliste passt dazu? Aber letztlich hatte ich dann irgendwann alles beisammen - es konnte losgehen.
Nach der langen Standzeit haben sich dann natuerlich auch mechanische Probleme eingestellt. Denn bei Geraeten mit Mechanik ist es existenziell wichtig, diese immer mal wieder, wenn auch nur kurz, zu benutzen. Getreu dem Motto: wer rastet, der rostet. Und das wollen wir ja nicht.
Dummerweise hatte ich das aber eben nicht gemacht. Und da ging dann eben auch die Senderwahl-Kupplung nicht mehr.
Diese Kupplung ist etwas besonderes. Und zwar hat das Radio zwei Skalenzeiger: einen fuer UKW und einen fuer die AM-Bereiche (LW, MW, KW). Da aber nur ein Abstimmknopf da ist, wird - je nach gewaehltem Empfangsbereich - der entsprechende Zeiger (und damit auch das dazugehoerige Abstimmelement, also Drehko oder Variometer) gewaehlt. Genau dazu gibt es die Kupplung, die von den Bereichstasten gesteuert, die jeweilige Abstimmung samt Zeiger aktiviert.
Und die ging eben nicht mehr - hatte sich festgestanden. Egal, welchen Wellenbereich man eingeschaltet hat, es bewegten sich immer beide Zeiger zugleich. Das ist natuerlich nicht im Sinne des Erfinders...
Ich musste erst einmal verstehen, wie die Mechanik der Duplex-Kupplung funktioniert. Und dann war alles recht einfach, da ja an sich nichts kaputt war. Ich musste halt nur wissen, wie man das Ganze wieder gaengig machen muss. Danach dann alles noch saeubern und wieder neu schmieren - schon ging wieder alles butterweich wie am ersten Tag.
Dann war die Elektronik dran.
Ich habe zuerst alle Schaltkontakte gereinigt (beide Tastensaetze) und dann alle Papierkondensatoren rausgeschmissen. Ausser 2 Stueck, die im Klangregister waren, die aber mit keinerlei Gleichspannung belastet werden. Denn ich hatte bei meinen Kontrollmessungen gemerkt, dass die Kapazitaeten der ausgeloeteten Kondensatoren tatsaechlich weitgehend stimmten, nur eben Gleichstromwiderstaende von zum Teil unter 50 kOhm hatten. Die im Klangregister waren aber noch OK.
Nach der Kondensator-Kur habe ich noch prophylaktisch die Elkos im Netzteil ueberprueft. Die waren aber alle nach den 65 Jahren noch voll in Ordnung. Kapazitaet, Verlustfaktor und auch der ESR - wie frisch nach der Herstellung. Nebenbei bemerkt, fand ich es sehr interessant, dass alle Elkos vom Radiohersteller selbst stammen, also von Sonra hergestellt wurden. Ich wusste gar nicht, dass die auch eine eigene Bauelementeherstellung hatten.
Den Koppel-Elko fuer die Hochtoener und den Elko aus dem Ratio-Detektor habe ich uebrigens erst nach dem ich schon die neuen Elkos eingeloetet hatte, durchgemessen: beide absolut in Ordnung - haette ich wieder rueckbauen koennen.
Ich hatte auch ueberlegt, den Selen-Gleichrichter mit einer Diode (und passendem Vorwiderstand) zu ersetzen. Aber auch das war nicht noetig, denn der war noch relativ gut. Lediglich 7 Volt zu wenig Anodenspannung an der UL84 (allerdings bei 10 Volt hoeherer Netzspannung, denn es war ja damals fuer 220 V berechnet und heutzutage sind es 230 V). Und das, obwohl sich Selen-Gleichrichter im spannungslosem Zustand kaputtstehen koennen. Kann also vorerst so bleiben.
Dann kam der Moment des Probelaufs: geht! Aber nicht so gut und laut, wie ich erwartet hatte, und auf den AM-Bereichen war er fast taub.
Also einfach mal alles neu abgleichen. Messsender anschliesen und sich Stufe fuer Stufe von hinten nach vorne arbeiten. Hat auch tatsaechlich was gebracht. Aber leider nicht so viel, wie erhofft.
Ich habe dem guten alten Teil dann einfach noch neue Roehren (soweit vorhanden) spendiert - hatte ich ja sowieso vor. War natuerlich dumm von mir: haette die Roehren auch vor dem Abgleich wechseln koennen.
Aber egal, denn mit den neuen Roehren (alle ausser die EM80 und die UL84) ging es schon mal ordentlich ab!
Auf einmal war so richtig Leben auf den AM-Bereichen. Auch UKW-Empfang war jetzt deutlich besser, wenngleich nun aber auch ziemlich verzerrt.
Was solls, wieder noch einmal alles neu abgleichen - vorallem auch den Ratio-Detektor. Und das hat den UKW-Empfang noch einmal geringfuegig verbessert (jetzt vorallem aber ohne Verzerrungen) und die AM-Bereiche noch einmal deutlich empfindlicher gemacht.
Schon mit der internen Antenne (da wird einfach nur der eingebaute UKW-Dipol missbraucht - eine Ferritantenne hat das Radio nicht) war jetzt tagsueber auf KW einiges zu hoeren - mit einer externen Antenne ging so richtig die Post ab.
Damit ist das Radio wieder fit fuer die naechsten 65 Jahre.
Was ich eingangs nicht erwaehnt hatte, war eine sehr gruendliche Saeuberung, die allem vorangegangen ist. Sowohl innen, als auch aussen. Die erste Aktion war mit dem Staubsauger erst einmal den groebsten Dreck zu entfernen. Dann bin ich mit einem leicht eingeoelten Pinsel zu Werke gegangen um den festsitzenden Staub zu entfernen. Die Skalenscheibe habe ich einfach mit einem weichen Tuch und destilliertem Wasser (damit es keine Wasserflecke geben kann) abgewaschen.
Die Drehknoepfe und die Einsaetze fuer die Seitenlautsprecher sind aus Bakelit und sind im Laufe der langen Zeit etwas stumpf und vorallem schmutzig geworden. Um die zu reinigen, bin ich wie folgt vorgegangen:
Nach dieser Behandlung glaenzt das Bakelit wie ein frisch eingeoelter Baby-Popo. :-)
Und das ist auch nachhaltig - sprich: der Glanz bleibt.
Hier mal ein paar Daten und Fakten zum Roehrenradio:
Falls es jemanden interessiert, der kann sich hier den Schaltplan vom Sonra 8118/58 ansehen. Das sind, trotz anderer Bezeichnungen, die korrekten Plaene. Passt alles fuer mein Radio.
Dort im Schaltplan sieht man auch, dass es keine kluge Idee ist, ein Tonbandgeraet oder Plattenspieler anzuschliessen, denn es ist ein Allstromgeraet. Das heisst, dass es keine elektrische Trennung vom Stromnetz gibt (es ist kein Netztrafo verbaut und kann daher auch mit Gleichstrom betrieben werden). Das hat zur Folge, dass gegebenenfalls das komplette Chassis unter Spannung steht - je nach dem, wie der Netzstecker in die Dose gesteckt ist. Und damit hat die Masseleitung volles Netzpotential.
Bis in die 40'er Jahre hatte so ein Allstromgeraet durchaus Sinn, weil es damals tatsaechlich einzelne Gegenden gab, die mit Gleichspannung versorgt wurden. Da macht sich natuerlich ein Trafo im Netzteil nicht so toll. Aber im Jahre 1959 war der einzige Grund ein Allstromgeraet zu bauen der, sich einfach den (relativ) teuren Netztransformator zu sparen.
Jetzt spielt das schoene Stueck wieder wie am, ersten Tag. Der Klang ist wunderschoen warm und voll. Damit Klassikradio hoeren macht regelrecht Spass - trotz des fehlenden Stereos.
Und dann das sanfte Leuchten der Skala und des magischen Auges. Ja, das Auge hoert hier mit.
Ich bin froh, dass ich mich endlich zu der Reparatur durchgerungen habe.
Hier ein nun paar Bilder von dem Radio (mit rechter Maustaste und "view Image" oder "Grafik in neuem Tab oeffnen" gibt es das Bild in Vollaufloesung):
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